Markenentwicklung neu gedacht: Warum erfolgreiche Brands heute anders entstehen als früher

Markenentwicklung neu gedacht: Warum erfolgreiche Brands heute anders entstehen als früher

Mein SEO-Tool zeigt mir gerade eine Website, die seit drei Jahren das gleiche Logo hat, dieselben Farben verwendet und trotzdem jeden Monat an Relevanz verliert. Der Grund? Die Marke steht still, während sich die Welt um sie herum dreht. Markenentwicklung 2025 bedeutet nicht mehr, einmal eine schicke Corporate Identity zu basteln und dann 20 Jahre damit zu leben.

Was früher funktioniert hat – ein Logo, ein Slogan, ein paar Werbeanzeigen – reicht heute nicht mal mehr für den ersten Eindruck. Brands entstehen heute in Echtzeit, entwickeln sich täglich weiter und müssen authentisch auf Veränderungen reagieren können. Sonst werden sie unsichtbar.

Der große Unterschied: Entwicklung statt Aufbau

Früher war Markenaufbau wie Hausbau. Fundament setzen, Mauern hochziehen, Dach drauf – fertig. Markenentwicklung heute? Eher wie einen lebenden Organismus großziehen. Jeden Tag wächst etwas, verändert sich was, passt sich an.

Der entscheidende Punkt: Eine Marke wird nicht mehr «gemacht» und dann ausgerollt. Sie entsteht im Dialog. Mit Kunden, mit der Community, mit den eigenen Mitarbeitern. Das bedeutet auch, dass die perfekte Marke von Tag eins ein Mythos ist. Erfolgreiche Brands starten unperfekt und werden durch Feedback und Erfahrungen besser.

Ein Beispiel? Airbnb. Die haben nicht am Reißbrett die «perfekte Sharing-Economy-Marke» entwickelt. Sie sind als günstiges Übernachtungsangebot für Konferenzteilnehmer gestartet und haben sich zu einer Marke entwickelt, die für «Belonging anywhere» steht. Das passiert nicht durch einen einmaligen Markenaufbau, sondern durch kontinuierliche Entwicklung.

Strukturierter Markenentwicklungsprozess – aber flexibel

Trotz allem Wandel braucht Markenentwicklung Struktur. Aber eben eine, die mitdenkt und sich anpasst. Der moderne Prozess läuft in Schleifen, nicht linear.

Phase 1: Fundament legen Hier geht’s um die Basics: Wer sind wir? Was wollen wir? Für wen machen wir das? Diese Fragen müssen beantwortet werden, bevor auch nur ein Pixel designt wird. Aber – und das ist wichtig – die Antworten dürfen sich entwickeln.

Phase 2: Identität formen Jetzt wird’s konkret. Markenwerte, Mission, Vision. Klingt nach Beraterhölle, ist aber essentiell. Nur: Diese Elemente entstehen nicht im stillen Kämmerlein, sondern im Austausch. Mit Kunden, mit dem Team, mit allen, die später mit der Marke arbeiten müssen.

Phase 3: Sichtbar machen Logo, Farben, Typografie – die visuellen Elemente. Hier wird oft der Fehler gemacht, zu früh zu perfektionieren. Besser: Ein starkes Grundsystem entwickeln, das wachsen kann. Ein dynamisches Brand-System zahlt auf Social Commerce und immersive Inhalte ein, wenn gestalterische Einfachheit mit Skalierbarkeit über Touchpoints (AR/VR, Video, Live) zusammenkommt.

Phase 4: Testen und anpassen Der Teil, der früher gefehlt hat. Wie kommt die Marke an? Was funktioniert, was nicht? Und dann: anpassen. Nicht alles über den Haufen werfen, aber feintunen.

Phase 5: Weiterentwickeln Never ending story. Die Marke lebt, also muss sie sich entwickeln können.

Identität, Werte, Vision – das Herzstück

Hier wird’s interessant. Die Markenidentität ist nicht das, was du über deine Marke denkst. Sie ist das, was andere über sie denken. Und fühlen. Und weitererzählen.

Markenwerte sind auch nicht die drei Begriffe auf der Website. Sie zeigen sich in jeder Entscheidung, jedem Post, jeder Kundeninteraktion. Apple sagt nicht «wir sind innovativ» – sie zeigen es, indem sie Produkte launchen, die andere kopieren.

Die Markenvision? Früher war das oft so was wie «Marktführer in unserem Segment werden». Heute muss sie emotionaler sein. Tesla will nicht einfach Autos verkaufen, sondern den Übergang zu nachhaltiger Energie beschleunigen. Das ist eine Vision, die Menschen bewegt.

Praktisch bedeutet das: Diese drei Elemente müssen zusammenwirken und sich in allem zeigen, was die Marke tut. Konsistenz ist key, aber nicht starre Wiederholung.

Naming und visuelle Gestaltung – mehr als hübsch aussehen

Ein guter Markenname ist wie ein guter Freund: Man vergisst ihn nicht, und er passt in jede Situation. Aber Namen entstehen heute unter anderen Bedingungen als früher. Domain verfügbar? Social Media Handles frei? Markenrechte geklärt? Das muss alles mit rein in die Überlegungen.

Bei der visuellen Gestaltung hat sich auch was verändert. Logos müssen heute in der Smartwatch-Anzeige genauso funktionieren wie auf einem 50-Meter-Billboard. Das bedeutet: Einfachheit gewinnt. Aber nicht Langweiligkeit.

Ein Logo ist außerdem nicht mehr der einzige visuelle Anker. Brands brauchen heute ein ganzes System: Farben, Typografie, Bildsprache, Icons, Illustrationsstil. Alles muss zusammenpassen, aber auch flexibel genug sein für verschiedene Kanäle und Anwendungen.

Der Trick dabei? Das System muss so robust sein, dass es auch funktioniert, wenn es mal nicht perfekt umgesetzt wird. Weil es das wird – garantiert.

Konsistente Markenbotschaft über alle Kanäle

Apropos verschiedene Kanäle: Das ist heute die größte Herausforderung. Eine Marke muss auf LinkedIn anders klingen als auf TikTok, aber trotzdem erkennbar dieselbe bleiben. Wie geht das?

Durch einen klaren Markenkern. Wenn der steht, können die Ausdrucksformen variieren. Coca-Cola klingt in der Weihnachtswerbung anders als in der Sommerkampagne, aber die Marke bleibt erkennbar.

Praktisch heißt das: Ein Styleguide reicht nicht. Brands brauchen heute Tonalitätsrichtlinien, Channel-spezifische Adaptionen und vor allem Teams, die verstehen, was die Marke ausmacht.

Ein guter Test: Wenn du die Marke aus einem Post oder einer Anzeige entfernst – würde man trotzdem erkennen, von wem er kommt? Wenn ja, funktioniert die Konsistenz.

Zielgruppen verstehen – aber richtig

Buyer Personas sind nicht tot, aber sie haben sich verändert. Früher: «Männlich, 25-35, Einkommen X, wohnt in der Großstadt.» Heute: «Legt Wert auf Nachhaltigkeit, kauft online ein, ist skeptisch gegenüber Werbung, vertraut auf Empfehlungen.»

Es geht nicht mehr nur um Demographie, sondern um Psychographie. Was bewegt die Menschen? Was sind ihre Werte, ihre Ängste, ihre Träume?

Und noch wichtiger: Zielgruppen sind heute keine statischen Kategorien. Sie verändern sich, entwickeln sich weiter, werden von Trends beeinflusst. Eine erfolgreiche Marke muss das mitbekommen und mitgehen.

Das bedeutet auch: Nicht für eine Zielgruppe entwickeln, sondern mit ihr. Community-Building ist Teil der Markenentwicklung geworden, nicht nur ein Marketing-Tool.

Storytelling – die Seele der Marke

Menschen kaufen keine Produkte, sie kaufen Geschichten. Das ist nicht neu, aber heute wichtiger denn je. In einer Welt voller Optionen entscheidet oft die Geschichte, die eine Marke erzählt.

Aber Vorsicht: Storytelling ist nicht Marketing-Gelaber. Es geht um echte, authentische Geschichten. Warum gibt es das Unternehmen? Was treibt die Gründer an? Welche Probleme werden gelöst?

Diese Geschichten müssen sich auch durch alle Touchpoints ziehen. Vom ersten Kontakt bis zum Kundenservice. Inkonsistenz tötet jede noch so gute Story.

Ein Beispiel aus der Praxis: Patagonia erzählt nicht die Geschichte ihrer Jacken, sondern die Geschichte ihres Kampfs für die Umwelt. Das macht aus Kunden Unterstützer einer Mission.

Markenwahrnehmung messen – über Likes hinaus

Früher war Markenforschung teuer und langwierig. Heute gibt es Tools, die in Echtzeit zeigen, wie eine Marke wahrgenommen wird. Social Listening, Sentiment-Analyse, Brand-Tracking – alles da.

Aber die wichtigsten Metrics sind oft die einfachsten: Wie oft werden Kunden zu Botschaftern? Wie hoch ist die Weiterempfehlungsrate? Wie entwickelt sich der Customer Lifetime Value?

Tools wie Brandwatch oder Mention können dabei helfen, das Markenecho im Netz zu verfolgen. Aber am Ende geht nichts über echte Gespräche mit echten Kunden.

Markenführung im digitalen Zeitalter

Social Media hat die Regeln verändert. Marken können nicht mehr kontrollieren, was über sie gesagt wird. Sie können nur noch teilnehmen an der Conversation.

Das bedeutet: Markenführung wird zur Kunst des Zuhörens und Reagierens. Shitstorms entstehen in Minuten, aber auch positive Bewegungen können sich viral verbreiten.

Influencer Marketing ist dabei ein zweischneidiges Schwert geworden. Authentizität gewinnt gegen Reichweite. Micro-Influencer mit echter Verbindung zu ihrer Community sind oft wertvoller als Mega-Stars mit Millionen Followern.

Community-Building wird zur Königsdisziplin. Es reicht nicht mehr, Fans zu sammeln. Brands müssen echte Communities schaffen, in denen sich Menschen austauschen, vernetzen und gemeinsam wachsen.

Best Practices aus verschiedenen Branchen

Was können wir von erfolgreichen Marken lernen?

B2B-Bereich: HubSpot hat vorgemacht, wie man durch Content zur Marke wird. Nicht das Produkt steht im Mittelpunkt, sondern der Nutzen für die Zielgruppe.

E-Commerce: Glossier hat gezeigt, wie man eine Beauty-Marke komplett über Instagram und Community-Feedback entwickelt. Kunden wurden zu Mitentwicklern.

Food-Branche: Oatly macht vor, wie man auch langweilige Produkte emotional aufladen kann. Durch Haltung, Humor und Authentizität.

Tech-Bereich: Slack hat bewiesen, dass auch B2B-Software eine emotionale Marke sein kann. Durch menschliche Kommunikation und echten Kundennutzen.

Was alle gemeinsam haben: Sie haben ihre Marke nicht entwickelt, um schön auszusehen. Sie haben sie entwickelt, um ein Problem zu lösen und Menschen zu helfen.

Der Blick nach vorn

Mir ist kürzlich aufgefallen, wie schnell sich Marken heute wandeln müssen. Was vor einem Jahr noch funktioniert hat, kann heute schon veraltet sein. Das macht Markenentwicklung komplexer, aber auch spannender.

Die Zukunft gehört den Marken, die sich trauen, unperekt zu starten und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die ihre Community einbeziehen statt sie zu bespielen. Die authentisch sind statt perfekt.

Markenentwicklung ist kein Projekt mehr, das man mal eben macht. Es ist ein ongoing Prozess, der nie aufhört. Und das ist gut so. Denn nur so entstehen Marken, die wirklich bewegen.

Die Frage ist nicht, ob deine Marke perfekt ist. Die Frage ist, ob sie lebt.

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